Magirus ist ein wichtiger Name in der Geschichte von IVECO und IVECO BUS. Das Unternehmen kann auf mehr als 150 Jahre Firmengeschichte in der Herstellung von Feuerwehrfahrzeugen zurückblicken und wird im Magirus IVECO Museum in Ulm verewigt. Das Unternehmen baut heute die modernsten und zuverlässigsten Feuerwehrfahrzeuge und auch Teile der Ausrüstung: Leitern, Tragkraftspritzen und Pumpen.
Peter Burkart ist seit 1970 bei Magirus. Über vier Jahrzehnte war er als Auslandsmonteur im „Lkw- und Omnibus-Versuch“ maßgeblich an der Optimierung zahlreicher Fahrzeug-Setups beteiligt, seit 2015 verstärkt er den Kundenservice in der Brandschutztechnik mit seinem reichen Erfahrungsschatz. Von seinen Kollegen liebevoll „Mr. Magirus“ genannt, ist Peter Burkart wie kein anderer mit der traditionsreichen Marke verbunden. 1999 gründete er den Magirus IVECO Museum Ulm e.V., welcher die stolze Historie von Magirus dokumentiert und mit zahlreichen Exponaten anfassbar macht. Von ihm wollen wir wissen, wie alles begann und worauf sich Besucher freuen können.
Herr Burkart, wann und warum haben Sie das Magirus IVECO Museum in Ulm gegründet?
Die Idee kam 1999 und wurde in gemeinsamen Gesprächen mit dem Vorstand und Betriebsrat vorangetrieben. Uns war wichtig, die Geschichte der Firma Magirus von der Gründung durch Conrad Dietrich bis in die Gegenwart an der Seite von IVECO zu erzählen. Seitdem haben wir uns immer wieder vergrößert und mussten öfter umziehen. Seit
2019 haben wir unser festes Museum am Standort Ulm, das eine Halle für Busse und LKW und eine Halle für Feuerwehrfahrzeuge umfasst.
Ein Schlüsselerlebnis für die Gründung des Vereins war eine Begegnung mit Monteuren einer anderen Marke. Sie hatten von einer Ansammlung von Altfahrzeugen berichtet, die nicht verwaltet wurde und sozusagen nutzlos herumstand. Da dachte ich mir: Den Umgang mit unserer Fahrzeug- und Firmenhistorie sollten wir besser organisieren.
Woher kommt Ihre Leidenschaft für IVECO-/Magirus-Fahrzeuge?
Die Leidenschaftlich entstand eigentlich daraus, dass mein Onkel als selbstfahrender Unternehmer einen Magirus hatte und ich als Kind in den Ferien immer mitfahren durfte. An den Bodensee, auf die Schwäbische Alb, zum Kohlenholen oder zum Äpfelholen.
Mein Vater hat bei Magirus gearbeitet, mein Onkel hat mit Magirus gearbeitet – und so begann ich 1970 meine Lehre bei Magirus als Maschinenbauer. 1973 wechselte ich in den „Versuch“. Und nachdem ich überall im Ausland vertreten war bei den Tests, habe ich auch den Mitbewerber kennen gelernt und somit die Vorteile eines IVECO-Fahrzeuges oder eines Magirus-Fahrzeuges schätzen und ausspielen gelernt – in der Wüste, in der Hitze, in der Kälte. Man brennt ja für die Firma, für die man arbeitet. Und deswegen war es auch immer mein Anspruch, das Größtmögliche aus unseren Fahrzeugen herauszuholen.
Und natürlich habe ich es immer sehr genossen, mit europäischen Kollegen zusammenzukommen und mich auszutauschen. Dafür ist IVECO mit Produktionsstätten in ganz Europa ja geradezu prädestiniert.
Wie viele Fahrzeuge befinden sich aktuell im Besitz Ihres Vereins?
Insgesamt sind es 70 Fahrzeuge. Dabei zieht sich ein Faden von 1920, mit unserem ältesten motorisierten Fahrzeug, bis zum letzten in Ulm gebauten Stralis. Denn wir haben von Anfang an versucht, jedes Jahrzehnt mit mindestens einem Modell in unser Museum zu integrieren. Von Feuerwehrfahrzeugen über Omnibusse bis hin zu LKWs
ist heute die ganze Bandbreite vertreten.
Welche besonderen Schätze sind im Museum zu finden?
Da haben wir natürlich den Magirus von 1920, dessen Bauart auf das Jahr 1917 zurückreicht – ein LKW und Prototyp eines Löschfahrzeugs des Typs Bayern. Dann haben wir noch eine selbstaufstellende Leiter aus dem Jahr 1874. In der Restauration befindet sich aktuell eine Kriegsdrehleiter mit Holzfahrerhaus vom Reichsluftfahrtministerium
Berlin. Sehenswert ist ebenso unser Kleinlastwagen von 1934 mit einem Zweitaktmotor von ILO. Zu den Highlights zählt auch noch ein Schnittmodell von einem Fahrgestell, das auf früheren Ausstellungen den Kunden veranschaulichte, wie ein Magirus-Fahrgestell aufgebaut war.
Ein besonderer Schatz unter unseren Busmodellen ist der Jupiter aus der Generation der 60er und 70er Jahre. Und zwar ist das ein Omnibus, der früher eine fahrende Bücherei war, in Hannover. Heute nutzen wir die Bücherregale für begleitendes Informationsmaterial zu unserer Ausstellung im Museum. Außerdem befinden sich digitale Diarahmen in
dem Bus, die die Geschichte von Magirus erzählen. Man kann also vorne einsteigen, hinten rausgehen und ist schon ein bisschen klüger.
Gibt es auch Fahrzeuge aus dem Museum, die noch im Einsatz sind?
Wir haben einen L117 Überlandbus, der voll funktionsfähig ist. Auch ein Gelenkbus wäre noch vollkommen fahrtüchtig. Aber im Moment konzentrieren wir uns auf die Restauration eines Linienbusses aus den 80er Jahren, damit das Fahrzeug wieder auf die Straße gebracht werden und bei Werksführungen in Ulm zum Einsatz kommen kann.
Seit 2019 haben Sie eine eigene Ausstellungshalle in Ulm. Welche Bedeutung hat das Museum für IVECO BUS und wie wird es von Besuchern angenommen und wahrgenommen?
Das Museum wird unheimlich gut angenommen. Man könnte viel mehr Führungen machen. Wir sind alle ehrenamtlich tätig und haben jetzt pro Woche mindestens eine Führung mit externen Gästen. Und einmal pro Monat hat unser Museum regulär geöffnet – das wird auch auf unserer Internetseite kommuniziert – und da haben wir im Schnitt 100 bis 200
Gäste. Wir sind sehr familienorientiert und auch bei Mitarbeitern beliebt. Unser Vorhof bietet sehr viel Platz für Bobbycars, Fahrräder und sonstige Anreisemöglichkeiten. Bei schönem Wetter kann man dort auch wunderbar draußen sitzen. Wir verkaufen Kuchen, Kaffee, Getränke und Vesper wie Lebekäs‘ und Grillfleisch aus einem speziellen
Verkaufsbus heraus. Die Theke ist klassischerweise ein Drehleiterteil. Dieser Bus, den man sich wie einen Foodtruck vorstellen kann, steht natürlich auch den Mitarbeitern von IVECO für Familientreffen zur Verfügung.
Wie finanziert der Verein die Restauration und Instandhaltung der Fahrzeuge im Museum?
Natürlich sind uns IVECO und Magirus behilflich mit ihren Werkstätten, mit ihren Lackieranlagen, mit ihren Sandstrahlanlagen und mit Unterstell-Plätzen für unsere Restaurationen. Das ist schon eine prima Sache und natürlich ist das schon ein Großteil an Kosten, den wir dann sparen können.
Die Finanzierung funktioniert über Spenden. Wir bekommen von der Firma Magirus einen bestimmten Betrag jeden Monat, für die Ausstellung von Fahrzeugen, die im Auslieferungszentrum stehen. Auch von der Stadt Neu-Ulm bekommen wir einen Beitrag, weil wir 30 ihrer Fahrzeuge bei uns im Museum stehen haben. Wir haben außerdem fast
400 Mitglieder in unserem Verein, die 35 Euro Jahresbeitrag bezahlen. Auch über das historische Archiv, den Verkauf von Werkstatthandbüchern, Betriebsanleitungen und Prospekten, finanzieren wir unsere Investitionen.
Wir verlangen übrigens keinen Eintritt, sondern haben eine Spendenkasse, die nach eigenem Ermessen gefüttert werden kann. Innerhalb des Museums haben wir einen Shop, wo wir maßstabsgetreue IVECO- und Magirus-Modelle verkaufen, die wir günstig bei den Herstellern erhalten. Wir pflegen gute Beziehungen zu den Modellbauern, die uns den großen Preisrabatt geben. Das ist auch eine Einnahmequelle, die man nicht verachten darf übers Jahr gesehen.
Man könnte also zusammenfassend sagen: An alle, die das Magirus IVECO Museum noch nicht gesehen haben – einfach mal vorbeikommen, nach Gutdünken Eintritt in die Spendenkasse zahlen und sich alles mal anschauen.
Richtig! Und wir werden auch jedem einzelnen Besucher den Werdegang von Magirus, IVECO und der Fahrzeuge erklären, die in unserem Museum stehen. Denn jedes Fahrzeug bei uns hat eine Geschichte, die es unterhaltsam aus der Ich-Perspektive erzählt.
Die Erhaltung historischer Fahrzeuge findet in ganz Europa Fans, die ihre Leidenschaft für historische Fahrzeuge und Technik teilen und Mitglieder im Verein von Peter Burkhart werden. Trotz dieser Mitglieder ist der Verein auf Sponsoren wie IVECO, aber auch auf private Spenden angewiesen. Auch Spenden in Form von Bauteilen oder Ersatzteilen, die nicht mehr benötigt werden, kann das Museum brauchen. Diese werden aufbereitet und warten im Museum darauf, ein Teil der Geschichte zu werden.