Hinter IVECO und IVECO BUS steht eine über 100-jährige Geschichte, die bis zu den Pionieren einer Mobilität zurückreicht, welche die Welt in eine neue Ära führte. Jeder von ihnen hatte es auf seine Weise verstanden, das Potenzial des Automobils auf größere Aufgaben auszuweiten.
Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts erfand der Ulmer Feuerwehrmann Conrad Dietrich Magirus, der das Leben für sich und seine Kameraden sicherer machen wollte, die „Ulmer Leiter“. Die zweirädrige Schiebleiter mit einer Steighöhe von bis zu 14 Metern war eine technische Revolution, die den Grundstein für eine ganze Reihe innovativer Aufbauten und Feuerwehrfahrzeuge legte. 1921 rollte das erste leichte Löschfahrzeug auf einem 1,5-Tonnen-Fahrgestell, die sogenannte „Bayernspritze“, aus den Werkstätten in Söflingen. Die ersten Vorläufer des Tanklöschfahrzeuges unter der Bezeichnung „Wasserwagen“ folgten. 1925 präsentierte sich das Unternehmen Magirus mit einem neuen Markenzeichen, das über Jahrzehnte die Weltspitze von Qualität und Innovation kennzeichnen sollte: das „M“ im Zeichen des höchsten Kirchturms der Welt – dem Ulmer Münster.
Am 11. Juli 1899 gründete Giovanni Agnelli mit sieben Partnern die Fabbrica Italiana Automobili Torino – besser bekannt als FIAT. Hier kam bereits in den 1920ern Schwung in den Personentransport. Der Fiat 507 F „Orlandi“ fasste 13 Passagiere, brachte 35 PS auf die Straße und fuhr mit 67 km/h übers Land. 1931 kamen die ersten Fiat-Lkw mit Dieselmotor, der Fiat 632 N und 634, auf den Markt und setzten Maßstäbe im Schwergewicht.
Der industrielle Karosseriebauer Joseph Besset war ein Pionier im Aufbau französischer Reisebusse. 1934 verbannte er die Holzrahmen aus der Karosserie und setzte auf geschlossene rohrförmige Metallstrukturen, die leichter und widerstandsfähiger waren. Nur drei Jahre später revolutionierte er den Karosseriebau mit selbsttragenden geschweißten Rohrrahmen. 1938 präsentierte Joseph Besset auf der internationalen Messe in Lyon den Isobloc – eine selbsttragende Struktur mit freitragend angeordnetem Heckmotor. Zum allerersten Mal wurden die Sitzreihen entlang des Mittelgangs auf einer Plattform angebracht. Noch heute basieren alle modernen Reisebusse auf dem Prinzip der selbstragenden Struktur. Und das Produktionswerk im französischen Annonay ist für IVECO BUS immer noch in Betrieb.
Der tschechische Konstrukteur Josef Sodomka hatte sich in den 1920ern mit Karosserien auf Fahrgestellen von Fiat, Citroën, Ford, Lincoln und Chevrolet einen Namen gemacht. Ab 1926 waren auch Aufbauten für Nutzfahrzeuge im Programm. Der erste Bus wurde 1928 auf dem Fahrgestell Škoda 125 gebaut und bot Sitzplätze für 14 Passagiere. Die eleganten Karosserien von der Firma Carrosserie Sodomka etablierten sich unter den besten in Mitteleuropa und gewannen zahlreiche internationale Auszeichnungen. Mit dem Zweiten Weltkrieg musste sich Sodomka vorwiegend auf den Bau von Krankenwagen, Ambulanzfahrzeugen, Bussen, Omnibussen, Nutzfahrzeugkarosserien und Anhängern konzentrieren. Die Produktion von Bussen und Kastenaufbauten wurde auch nach der Verstaatlichung des Unternehmens unter dem Namen Karosa fortgeführt, vor allem auf den Fahrgestellen Škoda und Praga.
Die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) und der Fiat-Konzern waren sich einig: 1975 kam es unter dem Dach der neu geschaffenen Industrial Vehicles Corporation (kurz: IVECO) zum Zusammenschluss der Lkw-Sparte von Fiat, des italienischen Lkw-Herstellers OM (Officine Meccaniche), des französischen Lkw-Herstellers Unic sowie der deutschen Magirus-Deutz AG. Das markenstarke Nutzfahrzeugsortiment trug in den Anfangsjahren noch die originären Markennamen deutlich am Kühler, während das IVECO-Logo als Zeichen der Zusammengehörigkeit hinzukam. Sämtliche Modelle wurden von nun an konzernweit angeboten und mit Blick auf die jeweiligen Heimatmärkte vermarktet. Im Zuge der Typenbereinigung war IVECO in der komfortablen Lage, unter den besten Konstruktionen und Technologien renommierter Markenhersteller auszuwählen.
IVECO hat es stets verstanden, auf den Stärken renommierter Marken aufzubauen und technische Entwicklungen fokussiert zu Innovationen voranzutreiben. In Geiste dieser strategischen Partnerschaften vollzog sich die gesamte Konzerngeschichte, deren Spirit in der heutigen Iveco Group lebendiger ist denn je.
Strategische Partnerschaft ist auch das Leitmotiv der Unternehmensgeschichte von IVECO BUS. Hervorgegangen aus einem Joint Venture von IVECO und der Nutzfahrzeugtochter von Renault gehören heute die Iveco Czech Republic (ehemals Karosa) und die Aufbauhersteller Heuliez Bus in Frankreich, Orlandi in Italien und Ikarus Egyedi in Ungarn zu IVECO BUS.
Seit 2022 sind IVECO und IVECO BUS neu aufgestellt in der eigenständigen Iveco Group. Und wieder wird im Geiste der strategischen Partnerschaft der Fokus auf Sicherheit, Effizienz, Komfort und Nachhaltigkeit geschärft. Gemeinsam mit ihren „Geschwistern“ treiben IVECO und IVECO BUS die Forschung an neuen Fahrzeugen und alternativen Kraftstoffen aktiv voran und schreiben auch in Zukunft Geschichte – mit der Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs und des Personentransports.
Der zurückliegenden Geschichte von IVECO und IVECO BUS hat sich der Magirus Iveco Museum Ulm e.V. angenommen. Das Ziel des Vereins ist es, historisch wertvolle Magirus- und Iveco-Fahrzeuge in möglichst betriebsfähigem Zustand zu erhalten und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mehr über das Museum erfahren Sie direkt von seinem Gründer in diesem Blogartikel.