Rufen Sie das Menü unseres IVECO Standortes auf.
ARTIKELINFO
Datum
15.10.2021
Erfahrungsberichte
Nachhaltigkeit
Truck-Racing
15.10.2021
Ulm-Misano: Reisebericht eines Schreibtischtäters

Dass ich das Wochenende auf dem Misano World Circuit verbringen würde, war schon lange klar. Eigentlich war ein gemütlicher Wochenendausflug zum Truck Race nach Italien geplant, aber es kam dann komplett anders.

Am Montagabend erreichte mich ein Anruf des Teamchefs von Team Schwabentruck. Ein Fahrer falle kurzfristig aus und sie würden dringend jemanden mit Lkw-Führerschein suchen, der den IVECO S-WAY NP Pace Truck von Ulm nach Misano fährt, Abfahrt wäre jedoch bereits am Mittwoch. Mehrere Anrufe und Terminverschiebungen später habe ich dann zugesagt das „Abenteuer“ auf mich zu nehmen. Es war zwar keine „Terminfracht in aller Herren Länder“, aber für mich trotzdem eine Herausforderung.

Vorab sollte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich meinen Lkw Führerschein erst seit gut 10 Monaten habe, bisher aber nur Kurzstrecken gefahren bin. Die Tour nach Italien war quasi meine Feuertaufe.

Mittwochmittag ging es dann los, zusammen mit einem erfahrenen Kollegen, er im Ersatz-Pace-Truck samt Auflieger und ich im offiziellen Pace Truck der FIA ETRC Rennserie. Der Plan: wir fahren über Österreich und die Schweiz nach Misano und übernachten noch irgendwo in der Schweiz. Auf der A7 und A96 war verdächtig wenig los, wir kamen gut voran.

Erster Stopp war der Rastplatz Bodensee, nach einer kurzen Pause und dem aufladen der GO-Maut-Boxen ging es weiter. Kurze Zeit später waren wir bereits an der Schweizer Grenze, der nächste Stopp, denn auch hier ein anderes Mautsystem: Karte in den Automaten, Daten bestätigen, Kilometerstand eintragen. Unser Glück, nur ein Transit ohne Ladung, ansonsten hätten wir uns in der langen Schlange an den Import/Export Schaltern anstellen müssen. Trotz einiger Baustellen lief es auch durch die Schweiz besser als erwartet. Der S-WAY erinnerte mich daran, dass wieder eine 30 minütige Pause ansteht. Wir beschlossen doch noch bis nach Italien zu fahren und dann dort zeitig einen Rastplatz für die Nacht zu suchen. San Bernardino bergab bremste uns ein Sattelzug dermaßen aus, dass wir teilweise Schrittgeschwindigkeit in den Kurven fahren mussten, seine Bremsen glühten bestimmt. Unten angelangt gab er dann richtig Gas und war nicht mehr zu sehen –ohne Worte. Dann stand der Grenzübergang an. Also kurz den aktuellen Kilometerstand auf dem bei der Einfahrt am Automaten erhaltenen Zettel geschrieben und im Mauthäuschen brav bezahlt. Ein paar Meter weiter dann schon die erste italienische Mautstelle. Für Lkw absolut nicht ausgelegt, viel zu eng, die Spiegel des Lkw trennten nur 1-2 Zentimeter von den Mauern der Mautstation auf beiden Seiten. Dieses Spiel wiederholte sich mehrmals. Die Suche nach einem Rastplatz gestaltete sich leider genauso schwierig wie in Deutschland, alle Plätze waren maßlos überfüllt. Der Zeit geschuldet entschieden wir, dass sich Pkw-Stellplätze ebenfalls für die beiden S-WAY eignen.

Meine erste Nacht im Lkw stand an. Die Toiletten und der Waschraum auf dem italienischen Rasthof waren überraschenderweise sehr sauber. Kurz frischgemacht ging es ins Bett. Etwas eng und ungewohnt war es schon, aber die Matratze im Lkw war sehr bequem. Die Zeit verging, aber ich schlief nicht ein, denn die Geräuschkulisse war schlicht der Wahnsinn. Ständiger Fluglärm und die ankommenden und abfahrenden Lkw hielten mich wach, denn in Italien gibt es wohl kein Nachtflug- und Nachtfahrverbot. Endlich eingeschlafen weckte mich ein Knall oder ein Schuss. Mit dem Gedanken in Kopf was es denn jetzt eigentlich war, dämmerte ich wieder weg. Kurze Zeit später fuhr die Polizei mit Sirene durch den Rastplatz. Okay, ich war wieder wach! Laute Gespräche und der zuvor beschriebene Lärm erschwerten abermals die Nachtruhe. Kurz Zeit später erwachte ich durch lautes muhen. Ein Viehtransporter hatte sich für eine Lenkzeitpause neben uns gestellt, die Tiere waren hellwach und ich auch. Der Transporter fuhr weiter und ich nickte nochmal ein, bis dann gefühlte fünf Minuten später mein Wecker meinte, ich hätte genug „geschlafen“.

Das Positive an der Nacht, ich musste nicht frieren, denn dank Standheizung war es moppelig warm im Fahrerhaus. Etwas gerädert durch die nicht gerade ruhige Nacht, ging es zur Morgenwäsche, es war immer noch oder schon wieder sehr sauber, ich war begeistert und fragte mich warum das auf deutschen Raststätten so nicht möglich ist. Kaffee und Pistaziencroissant für insgesamt 2,50 Euro auf einem Rasthof, und schon wieder stellte sich mir die gleiche Frage wie zuvor im Waschraum. Bei sonnigen 11° Celsius starteten wir in Richtung Misano. Trotz des starken Verkehrs kamen wir gut durch. Wir fuhren mit GPS-Tempomat bei 85 km/h +/- 5 km/h. Anscheinend zu langsam für die meisten Lkw-Fahrer, denn wir wurden ständig überholt. In meinem Cluster ist zu sehen wie schnell der vorausfahrende Lkw fuhr. Topwert des Tages 95 km/h. Wir hielten uns natürlich brav an die zulässige Geschwindigkeit und Lenkzeitpausen und waren pünktlich zu Mittag auf der Rennstrecke in Misano.


An Feierabend war jedoch nicht zu denken, denn die Pace Trucks mussten erst für die kommenden Tage rausgeputzt und auf Hochglanz gebracht werden. Der Umgang mit dem Hochdruckreiniger ist mir nicht fremd und kurze Zeit später glänzten die Trucks in der Abendsonne. Missione compiuta!

Mein Fazit: RESPEKT an alle Fahrer, die das täglich erleben und „erfahren“. Rückblickend kann ich sagen, dass ich 850 Kilometer komplett ohne Stau oder zähfließendem Verkehr zurückgelegt habe, heute sicherlich auch eine Seltenheit. Ich freue mich jetzt auf ein spannendes Saisonfinale in Misano und natürlich auf die Heimfahrt im IVECO Pace Truck am Montag. Bin schon gespannt was mich diesmal erwartet.

PS: Der IVECO S-WAY NP Pace Truck ohne Auflieger hat übrigens im Durchschnitt nur 15,2 kg Bio-LNG auf 100 Kilometer verbrauch und war damit nahezu CO2-neutral unterwegs.